Flaschenpost ans Landeshaus: SOS aus den öffentlichen Musikschulen

Mehr Perspektive für Lehrkräfte. Mehr Qualität für die digitale Musikschultransformation. Mehr Teilhabe durch Kooperationen im Ganztag. Mehr Musikschule für unserer Gesellschaft. #mehrfürmusikschulen

Die Meere, Flüsse und Seen unseres schönen Bundeslandes verbinden die Orte, an denen die Bürger*innen Schleswig-Holsteins leben, lernen und arbeiten - genauso, wie die Musik unsere Gesellschaft verbindet. Im Rahmen unserer Video- und Social-Media Kampagne „Flaschenpost ans Landeshaus“ schickten wir im Herbst 2021, wie die Schiffbrüchigen vergangener Jahrhunderte, SOS-Briefe aus den Musikschulen per Flaschenpost ans Landeshaus, um auf die Herausforderungen, Bedarfe und Nöte der öffentlichen Musikschulen in Schleswig-Holstein aufmerksam zu machen. Öffentliche Musikschulen erfüllen einen Bildungsauftrag. Um diesem auch in Zukunft nachkommen zu können, muss an der Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen des Musikschulwesens gearbeitet werden. 

Alle verschickten Briefe hatten dabei eine Forderung gemein: eine verlässliche und angemessene Landesförderung.

Antwort aus dem Landeshaus: Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2022

Neben unseren musikschulpolitischen Forderungen in den Flaschenpost-Schreiben haben wir die Parteien im Vorfeld der Landtagswahl 2022 auch nach ihrer Haltung zur Unterstützung und Weiterentwicklung der öffentlichen Musikschulen gefragt. Die programmatischen Tendenzen der Parteien können ihren Antworten auf unsere Wahlprüfsteine entnommen werden.

Die Kampagne

Für unsere Kampagne "Flaschenpost ans Landeshaus" konnten wir auf die Unterstützung kommunaler Vertreter*innen vertrauen:

Janet Sönnichsen (Bürgermeisterin der Stadt Rendsburg)

Jörg Bülow (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages)

PD Dr. Sönke Schulz (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages)

Marc Ziertmann (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städteverbandes Schleswig-Holstein)

Florian Lorenzen (Landrat des Kreises Nordfriesland)

Im Rahmen unserer Video-Aktion setzten sich diese kommunalen Vertreter*innen gemeinsam mit den örtlichen Musikschulleiter*innen für eine bessere finanzielle und strukturelle Unterstützung der öffentlichen Musikschulen durch das Land ein.


Zusammen haben die kommunalen Vertreter*innen und Musikschulleiter*innen Briefe ans Landeshaus verfasst, die Möglichkeiten zur konkreten Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen für die öffentlichen Musikschulen in den Fokus rückten. In begleitenden Videos sprachen sie über die aktuelle Situation der Musikschulen im Land und formulierten gemeinsam Forderungen an die Fraktionen des Landtages. Die Briefe wurden über die Nordsee, die Eider, den Nord-Ostsee-Kanal und die Kieler Förde als Flaschenpost an die Fraktionsvorsitzenden sowie kultur- und bildungspolitischen Sprecher*innen im Landeshaus versendet ... natürlich zusätzlich auch auf dem Postweg.

Die Landtagsfraktionen forderten wir mit dieser Kampagne auf, sich für mehr musikalische Bildung in Schleswig-Holstein einzusetzen. Unsere Musikschulen arbeiten gemeinwohlorientiert und sind auf eine verlässliche öffentliche Förderung durch das Land angewiesen. Konkret ging es dabei um folgende Themen:

  • berufliche Perspektiven für musikalische Talente - mehr Mittel für feste Stellen an öffentlichen Musikschulen.
  • gesetzliche Regelungen zur Einbindung von öffentlichen Musikschulen in Ganztagsschulkonzepte.
  • Förderung der digitalen Transformation.
  • Verdopplung und Dynamisierung der Landesförderung der öffentlichen Musikschulen.

Unterstützungsbriefe und Kampagnen-Broschüre

Hintergrund

Im Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein (LVdMSH) sind die 22 öffentlichen Musikschulen des Landes zusammengeschlossen. An diesen Musikschulen unterrichten jährlich mehr als 1.200 Lehrkräfte rund 40.000 Musikschüler*innen jeden Alters in rund 450 Unterrichtsstätten. Die öffentlichen Musikschulen im Verband deutscher Musikschulen zeichnen sich u.a. durch definierte Qualitätskriterien aus, die allen Menschen musikalische Bildung ermöglichen – von Anfang an, ein Leben lang. Um diese Qualitätsstandards nicht nur zu halten, sondern auch an die sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen anpassen zu können, müssen unsere Musikschulen auf eine verlässliche und nachhaltige Förderung und Unterstützung vonseiten des Landes und der Kommunen vertrauen. Derzeit macht die Landesförderung in Schleswig-Holstein nur 4,37% des Gesamtetats der Musikschulen aus. Im bundesweiten Vergleich gehört Schleswig-Holstein damit zu den Schlusslichtern. Spitzenreiter ist unser Nachbar Mecklenburg-Vorpommern mit 14,51% Anteil Landesförderung am Gesamtetat[1]. Dies hat u.a. zur Folge, dass sich nicht jede Bürger*in Musikschulunterricht leisten kann, Lehrkräfte nur auf Honorarbasis beschäftigt werden und Mittel fehlen, um u.a. Digitalisierungs- und Innovationsprozesse vorantreiben zu können.

„Musikschulen erfüllen eine wichtige kultur- und bildungspolitische Aufgabe in den Städten, Kreisen und Gemeinden. Sie haben, in Kooperation mit den Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen, eine eigenständige pädagogische und kulturelle Aufgabe. Musikschulen sind, wie das Bildungssystem insgesamt, eine öffentliche Gemeinschaftsaufgabe, bei der auch die Länder in der Pflicht stehen. Diese sollten sich angemessen an Betriebskosten, überörtlichen Aufgaben sowie Qualifizierungsmaßnahmen beteiligen. (…) Städte, Kreise und Gemeinden unterhalten in der Bundesrepublik Deutschland annähernd 1.000 öffentliche Musikschulen als Einrichtungen des Bildungswesens und der kulturellen Grundversorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger. Über 1 Mio. Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene nehmen aktuell am Unterricht der Musikschulen – meist über Jahre hinweg – teil.“
Quelle: Deutscher Städtetag, Die Musikschule, Leitlinie und Hinweise. 2010

 


[1] Verband deutscher Musikschulen, Statistisches Jahresbuch der Musikschulen in Deutschland Stand 2020: verteilung-der-oeffentlichen-mittel.pdf (musikschulen.de)