MusikWald.Schleswig-Holstein

Neue Facetten für die musikpädagogische Arbeit mit Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren

Das Vorhaben „MusikWald.Schleswig-Holstein“ strebt die Entwicklung eines neuen, elementaren Musikschulangebotes für Kinder von 4 bis 6 Jahren an öffentlichen Musikschulen in Schleswig-Holstein an. Das Projekt wird vom Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein in Kooperation mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, dem Nordkolleg Rendsburg und der Musikhochschule Lübeck durchgeführt. Gefördert wird das auf rund zwei Jahre angelegte Vorhaben von der Bingo! Projektförderung Schleswig-Holstein und dem Kulturministerium des Landes Schleswig-Holstein.

Bundesweit ist nicht bekannt, dass ein derartiges Vorhaben bereits im Verband deutscher Musikschulen umgesetzt wurde. Der Innovationscharakter des Vorhabens zeichnet sich zudem dadurch aus, dass mit diesem Angebot gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung getragen wird. Die Nachfrage nach Waldkindergärten steigt und die Themen Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit gewinnen immer mehr an Bedeutung. Musikalische Bildungsarbeit kann in diesem Projekt solche gesellschaftlichen Trends aufgreifen, um die genannten Themen musikpädagogisch zu bearbeiten und zu vermitteln.

Projektziel

Ziel des Vorhabens ist es, Synergien zwischen Waldpädagogik und elementarer Musikpädagogik zu identifizieren, um daraus neue Unterrichtskonzepte zu entwickeln. Die neuen Unterrichtsformate sollen ausschließlich im Wald stattfinden und neue Facetten für die elementare musikpädagogische Arbeit mit Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren schaffen.

Projektphasen

Das Vorhaben ist in vier Projektphasen gegliedert, die inhaltlich von Prof. Marno Schulze (Professor für Elementare Musikpädagogik an der Musikhochschule Lübeck) geleitet werden. Nach einer ausführlichen Bedarfsanalyse und Feldforschung werden die Ergebnisse in der Konzeptionierungsphase ausgewertet und bilden die Grundlage für die Weiterbildungsphase. Die Weiterbildung wird von dem Expert*innenteam, bestehend aus Prof. Marno Schulze (Professor für Elementare Musikpädagogik an der Musikhochschule Lübeck), Prof. Elisa Läubin (Professorin für Elementare Musikpädagogik an der HMTM Hannover) und Kerstin Schiele (Waldpädagogin, Schleswig-Holsteinische Landesforsten) entwickelt.
Im Anschluss an die Weiterbildung startet die Erprobung mit der Durchführung erster MusikWald-Projekte. Zudem sollen Kooperationen zwischen Musikschulen und Waldkindergärten entstehen. Parallel soll ein Netzwerk zum Austauschen und Weiterentwickeln von MusikWald-Methoden für Musikschullehrkräfte entstehen.
Während der Evaluationsphase werden die neu entwickelten Unterrichtformate ausgewertet und sogenannte Best-Practice-Methoden dokumentiert.

Hintergrund

Im Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein sind insgesamt 22 Musikschulen zusammengeschlossen. An diesen Schulen unterrichten mehr als 1.200 Lehrkräfte jährlich knapp 40.000 Schüler*innen jeden Alters in rund 450 Unterrichtsstätten. Unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus haben die Musikschulen und ihre Schüler*innen sehr gelitten. Der Lockdown und darüber hinaus gehende Unterrichtseinschränkungen, durch welche für rund 10.000 Musikschüler*innen auch Monate nach dem Lockdown noch das gemeinsame Singen und der Gebrauch von Blasinstrumenten in geschlossen Räumen untersagt war, hat viele an die Grenze der Belastbarkeit geführt. Auch und gerade die EMP-Fachbereiche der Musikschulen waren von diesen Einschränkungen stark betroffen.

Aus dieser Notlage heraus ist die Idee eines neuen Bildungsangebotes entstanden, das zukünftig Kurse der Elementaren Musikpädagogik in der Natur ermöglichen soll. Jener Bereich der Musikpädagogik, der u.a. auf die Musikvermittlung in der frühen Kindheit und im Grundschulalter zielt, wird jährlich von rund 7.000 Kindern zusammen mit ihren Eltern an den schleswig-holsteinischen Musikschulen frequentiert. Hier werden die Kinder zum ersten Mal bewusst mit Tönen, Klängen und Geräuschen konfrontiert. Nachgewiesenermaßen stärkt dies die emotionalen, sozialen und insbesondere die sprachlichen Kompetenzen der Kinder.

Diese grundlegende Beschäftigung mit Musik im frühen Kindesalter ist seit Beginn der Corona-Krise nur eingeschränkt möglich. Wesentliche Elemente der Elementaren Musikpädagogik, wie das gemeinsame Singen in geschlossenen Räumen, waren nicht durchführbar. Dies hatte zur Folge, dass das Fach nicht wie gewohnt gelehrt und gelebt werden konnte und Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren die musikalische Bildung oft verwehrt blieb.

Mit dem Vorhaben „MusikWald.Schleswig-Holstein“ soll das Fach Elementare Musikpädagogik nun um neue Facetten bereichert werden, um musikalische Bildung weiterhin allen und jederzeit ermöglichen zu können: von Anfang an - ein Leben lang, auch in Krisenzeiten. “Wir haben aus der Pandemie gelernt und wollen unsere Musikschularbeit innovativ aufstellen”, so Dr. Rhea Richter. Es geht es darum, Kernelemente der Elementaren Musikpädagogik mit Elementen der Waldpädagogik professionell zu vereinen und ein neues Angebot zu entwickeln, das überwiegend draußen stattfinden kann. Dabei soll das Konzept über die bloße Mitnahme von Instrumenten in die Natur hinausgehen. Vielmehr gilt es, Synergien der beiden pädagogischen Ansätze zu finden und neue Methoden zu entwickeln.

 

Ansprechpartnerin
Julia Röber
Email: roeber[at]musikschulen-sh.de
Tel.: 04331 - 148 648